Jean-Antoine Houdon, Voltaire

Künstler Jean-Antoine Houdon
Titel Voltaire
Datierung 1778
Material Bronze
Technik Guss
Maße 69 cm
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Zu den berühmtesten Arbeiten des französischen Bildhauers Jean-Antoine Houdon (1741-1828), gerühmt als einer der bekanntesten Porträtisten seiner Zeit, gehören die Porträts von Voltaire, die aus unterschiedlichen Materialien hergestellt wurden und in mehrere Typen unterteilt werden. Sie alle erlangten sehr große Bekanntheit und wurden wiederholt von Gießmeistern und späteren Kopisten des 19.-20. Jh. nachgebildet. Vor diesem Hintergrund ist es umso bemerkenswerter, dass die Bronzebüste von Voltaire aus der früheren Sammlung des Kaiser-Friedrich-Museums (ein Geschenk des Justizialrats Karl Lessing zur Eröffnung des Museums 1905) während der Lebenszeit und unter direkter Beteiligung des Meisters angefertigt wurde. 

Houdon, der den 84-jährigen Voltaire in Paris kurz vor seinem Tod 1778 zum ersten Mal nach der Natur porträtierte, erstellte zuerst nur den Kopf in Marmor (Angers, Musée des Beaux-arts). Später überarbeitete er das Porträt, indem er eine Perücke und Kleidung nach der damaligen französischen Mode hinzufügte. Katharina die Große, die mit Voltaire im Briefwechsel gestanden hatte und von der Nachricht über seinen Tod betrübt war, erwarb im selben Jahr beide Versionen: die mit unbedecktem Kopf (in Bronze, jetzt in der Sammlung des  Puschkin-Museums) und die Variante mit der Kleidung „a la française“ (in Gips, Standort unbekannt). Von diesen zwei Varianten präferierte sie stark die erstere. Den Wünschen der Kaiserin entsprechend schuf Houdon noch eine dritte Variante der Büste, indem er das ursprüngliche Porträt mit einer römischen Toga, besetzt mit Abbildungen von Lorbeerblättern, versah (Marmor, Eremitage, St. Petersburg). Alle Versionen der Büste weisen dieselbe Signatur und dasselbe Datum auf – 1778. Nach Ansicht von Guillaume Scherf, dem Kurator der Louvre-Skulpturen, war es die Bronzebüste „im antiken Stil“, welche das Original in Marmor in St. Petersburg nachahmt, die auf dem Pariser Salon 1791 ausgestellt war, und die Gipsvorlage für beide Versionen befindet sich in der Sammlung des Herzoglichen Museums Gotha.